„In Wahrheit, gewiss und ohne Zweifel: Das Untere ist gleich dem Oberen und das Obere gleich dem Unteren, zu wirken die Wunder eines Dinges.“ So lautet der – in mehreren Variationen überlieferte – erste Absatz der Tabula Smaragdina, dessen „dunkle Rede ein Jahrtausend lang als Inbegriff alchemistischer Weisheit gegolten hat“ . Heutzutage fällt es uns schwer, den Sinn dieser symbolbeladenen Sätze überhaupt zu verstehen, geschweige denn, ihnen einen glaubwürdigen Anspruch zukommen zu lassen. Wir vermissen hier die nüchtern-wissenschaftliche Darstellung eines untersuchten Sachverhaltes, die jederzeit auf ihren Wahrheitsgehalt hin verifiziert werden kann.
Über Jahrhunderte hinweg wurde die Alchemie von vielen Menschen für Scharlatanerie gehalten, so war beispielsweise auch Leonardo da Vinci „ein abgesagter Feind der lügnerischen und verderblichen Kunst der Alchemie und ihrer fälschenden und betrügenden Anhänger“. Doch ebenso findet man zu allen Zeiten, bis hin zum „Niedergang der Alchemie im 17. Jahrhundert“ namhafte Anhänger, in allen erdenkbaren sozialen Schichten.
Die Forschung ist bis heute uneins in vielen Dingen oder vertritt gar gegensätzliche Meinungen, wobei Gründe hierfür auch bei den mehrfach deutbaren Aussagen der okkulten Originaltexte und den vielen Fälschungen dieser zu suchen sind. Um das geheime Wissen für Außenstehende zu verschleiern, herrscht in nahezu allen okkulten Schriften „eine gewollte Dunkelheit des Inhaltes“; die wahren Bedeutungen wurden nur mündlich an auserwählte Adepten weitergegeben. Man bediente sich dazu einer Vielzahl phantastischer Decknamen und Symbole für alle möglichen Stoffe, Wesen oder Elemente und setzte verworrene, symbolhafte Visionen, Allegorien und Parabeln an die Stelle von klaren Beschreibungen nachvollziehbarer Praktiken und Verfahren. Es war im Mittelalter außerdem üblich
„hinter dem Wortsinn einen zweiten, geheimen Sinn“ zu verbergen. Diese zweite, symbolische Ebene lässt sich wiederum allegorisch, moralisch oder anagogisch interpretieren.
Auch moderne Schriften und Lehren, wie die Aleister Crowleys, bedienen sich dieser dunklen Sprache und geheimen Botschaften, die vor Außenstehende nur schwer fassbar sind.