Das Herz des Bösen

Freitag, 23. Juni 2017

Die Killer von Wichita

von unserem Mitarbeiter Warren White

Blut floss schon immer in Wichita, Kansas – zumindest seit dem Tag, als der Weiße Mann die Indianer aus ihrer eigenen Siedlung jagte. 1870 wurde aus den Überresten eine Eisenbahnstation zu der überwiegend Vieh aus Texas geliefert wurde. Als 1914 Erdöl vor Ort entdeckt wurde, schwang sich das beschauliche Nest schnell zu einer Stadt auf, die heute über 350.000 Einwohner zählt und mit der Wichita State University sogar eine eigene Hochschule aufweisen kann.

Doch bei allem Wachstum und wirtschaftlichem Erfolg – schließlich ist die Fleischindustrie noch heute ein wichtiger Zweig der Stadt und überdies hatte der Flugzeugriese Boeing hier über Jahrzehnte ein Zweitwerk – steckte in Wichita von Anfang an der Wurm.

Begonnen hat dies bereits in der Prohibitionsära mit Edward J. „Eddie“ Adams (1887-1921), der im mittleren Westen für Angst und Schrecken sorgte. In nur 14 Monaten tötete der Kriminelle und Serienmörder mindestens sieben Menschen, darunter drei Polizisten, und verwundete mehr als ein weiteres Dutzend. Bei seinen Raubzügen erbeutete er um die 50.000 Dollar und fiel immer wieder durch brutale Gewaltausbrüche auf. Am 22. November 1921 wurde Adams bei einem dramatischen Schusswechsel in Wichita von dem Polizisten D.C. Stuckey mit drei Kugeln niedergeschossen und getötet.

Nur ein knappes Jahr später, am 06. August 1923, begann in Wichita eine weitere Welle furchtbarer Gewaltverbrechen.  Jahrelang gelang es der Polizei nicht, die Reihe an Bluttaten in einen Serienmörderkontext einzuordnen. Denn bis ins Jahr 1932 schlug der sog. El-Dorado-Killer immer wieder am selben Tag im Sommer zu und tötete eine Reihe von Menschen. Erst als er in einem der berühmten Motels Escape einen amokartigen Angriff verübte, konnte die Polizei den Täter anschießen und vermutlich tödlich verletzen. Seine Leiche wurde aber bis heute nicht gefunden. Es wird vermutet, dass sie auf den Grund des El Dorado Stausees sank oder in einem der Waldgebiete verrottete.

Dann blieb es auf der Oberfläche jahrelang ruhig. Dennoch gibt es auch in den nachfolgenden Dekaden in der Region eine Vielzahl ungeklärter Vermisstenfälle. Sie alle waren aber keinem erkennbaren Muster zuzuordnen, weshalb sämtliche Ermittlungen der Behörden ins Leere liefen.

Doch in den Siebzigern verlangte Wichita noch mehr Blut. Der Bind-Torture-Kill-Mörder (kurz BTK-Mörder) schlug zwischen 1974 und 1977 mindestens siebenmal zu – auf grauenvollste Art und Weise. Gefasst wurde er in dem Zeitraum nicht. 1985 fing er erneut an zu töten. In den folgenden sechs Jahren mussten mindestens drei weitere Menschen ihr Leben lassen. Erst 2004, nach mehr als zehn Jahren Frieden in der Region, meldete sich der Serientäter mit einem Brief beim „Wichita Eagle“ zurück. Nach einigen weiteren Meldungen bei unterschiedlichen Institutionen konnte er 2005 über eine Diskette als Dennis Lynn Rader (*9. März 1945 in Pittsburg, Kansas) identifiziert und im Norden Wichitas verhaftet werden. Unter seinen Opfern waren hauptsächlich Frauen, aber auch einige Männer und tragischerweise Kinder.

Aber Wichita kommt nicht zur Ruhe. Nach der lebenslangen Verwahrung des BTK-Mörders in der El Dorado Correctional Facility in Kansas scheint es einen neuen Serientäter zu geben. Zum wiederholten Male verschwanden Tramper zwischen Kansas City und Wichita. Erste Ermittlungen ergaben, dass sich deren Spuren meist in der Region um den El Dorado Lake verlaufen. Es bleibt blutig in Wichita, eine Stadt, die Mord und Totschlag anzuziehen scheint.